Von Geschichten und Erzählungen, Mythen und Beschreibungen V

Stadt- und Architekturführer erzählen in der Regel Geschichten von Bauwerken, ihrer Bauweise und den Menschen, die Quartiere, Infrastrukturen oder Landschaften gestaltet haben, und ordnen diese dann Stilen und Epochen zu: Eine Brücke der Nachkriegsmoderne, eine gotische Kirche, ein klassizistisches Wohnhaus, ein postmodernes Geschäftshaus. Die Beschreibungen wollen nüchtern und rational sein, die Abbildungen sind technischer Natur, das Wesentliche wird hervorgehoben. Aber: Was ist das Wesentliche? Was macht die Essenz eines Ortes aus? Was sind die Qualitäten, die etwas zu dem machen, was es ist? Welche Dimensionen und Perspektiven—vom Menschlichen zum Nichtmenschlichen, vom Kleinen zum Großen—müssen erfasst werden, um zu einer Beschreibung zu gelangen?
Die Seminare des Instituts für Geschichte und Theorie der Architektur und Stadt beschäftigen sich im Sommersemester 2025 mit dem (kritischen) Schreiben von und über die Stadt. Der Fokus liegt diesmal auf dem Braunschweiger Norden. Wir wollen uns auf die Suche nach Orten und Objekten machen, die (Stadt-)Geschichte(n) erzählen. Dabei soll sowohl ein neuer Blick auf Dinge geworfen werden, deren Geschichten bekannt erscheinen—das Rathaus, der Flughafen, der Bahnhof, der Prinzenpark, der Altstadtmarkt—, als auch bislang eher Übersehenes—Bordsteinkanten, kiesige Vorgärten, Zebrastreifen, Wäscheständer, Spielplätze, Allmenden—in den Fokus gerückt werden.
Unser Ziel ist dabei zum einen das Infragestellen von Privilegien des Interpretierenden von Wissen (die Rolle der Verfasserin). Zum anderen wollen wir–in Anlehnung an Anna Tsing und Heather Love, Lucius Burckhardt und Ursula K. Le Guin, Arturo Escobar und Audre Lorde—erforschen, wie wir durch das, was wir beschreiben (und wie wir es beschreiben), neue Arten des politischen und ethischen Handelns und Denkens fördern können.
Fokus:
Architektur und Stadtplanung produzieren Strukturen der Ungleichheit, Unterdrückung, Ausbeutung und Segregation. Je nach ethnischer Herkunft, Hautfarbe, Geschlecht und Klasse sind Menschen unterschiedlich von diesen Mechanismen betroffen.
Wie wirken sich Unterdrückungssysteme in der Stadt Braunschweig aus? An welchen Orten wird Macht manifestiert und ausgeübt? Welche Kritik oder Handlungen sind notwendig, um neue Wege des Zusammenlebens zu finden?
In diesem Seminar lernen wir mit Hilfe intersektionaler und feministischer Theorien den Status Quo zu hinterfragen und zu dekonstruieren. Dabei entwickeln wir mit verschiedenen Instrumenten ein kritisches Lesen (critical reading) von Orten und versuchen, bestimmte Prägungen im Stadtgefüge sichtbar zu machen.
Die Seminarteilnehmenden werden eigene Schwerpunkte und Themen entwickeln, um dann in kleinen Gruppen gewählte Beispiele—die wir als Möglichkeit betrachten, Phänomene an beispielhaften Orten und in beispielhaften Umgebungen sinnvoll zu erfassen—zu recherchieren und diese festzuhalten: zeichnerisch, diagrammatisch, diskursiv und kollaborativ, spaziergehend.
Empfehlung
In der Vorlesungsreihe 'Geschichten und Theorien von Architektur und Stadt' (A2) werden die Grundlagen für die vertiefende Auseinandersetzung mit Raum in den A3-Seminaren gelegt. Es wird daher empfohlen, die Vorlesung A2 zu besuchen, bevor ein A3-Seminar belegt wird.
Zwingende Voraussetzung
Teilnahmevoraussetzung für dieses Seminar ist das erfolgreiche Abschließen des Moduls Wissenschaftliches Arbeiten für Architekturstudierende 1 (WAfA 1).
Gastvorträge:
14.04.2025, 13:00–14:30 oder 17:00–18:30
05.05.2025, 13:00–14:30 oder 17:00–18:30
19.05.2025, 13:00–14:30 oder 17:00–18:30
02.06.2025, 13:00–14:30 oder 17:00–18:30
23.06.2025, 13:00–14:30 oder 17:00–18:30
07.07.2025, 13:00–14:30 oder 17:00–18:30
Die Teilnahme an den Gastvorträgen der Reihe Resisting Current Barbarisms ist ein verpflichtender Teil der Lehrveranstaltung.
Die genauen Uhrzeiten werden rechtzeitig bekanntgegeben. Die Vorträge finden an den jeweiligen Tagen nicht zu beiden Zeiten statt.
Termine
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Technische Einführung in PK 4.4
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Zwischenpräsentation
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Zwischenpräsentation
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Abschlusspräsentation
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Abgabe